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Besuch bei Josef Hehl – unvergessener Eintracht-Torwart in guten Zeiten

Wer eine sehr erfolgreiche Phase in der Geschichte der Eintracht als Stammspieler mit konstant guten Leistungen mitgeprägt hat, gerät so schnell nicht in Vergessenheit. So ergeht es dem Torhüter Josef „Jupp“ Hehl, der von 1964 bis 1972 im Tor stand, denn vielen der Älteren im Eintracht-Umfeld ist er immer noch unvergessen. Kürzlich wurde er 80 Jahre alt. Wir haben ihn in seinem Wohnort bei Engers besucht und über alte Zeiten gesprochen.

Hehl gehörte zu jener starken Eintracht-Elf, die in der Saison 1964/65 beinahe die Aufstiegsrunde zur Bundesliga erreicht hätte. Diese Mannschaft genießt bei vielen den Ruf, die beste in der Historie der Eintracht gewesen zu sein.

Die Zeit bei der Eintracht und danach

Acht Jahre stand Hehl im Tor der Eintracht und bestritt 178 Spiele in der Regionalliga Südwest, damals zweite Liga. Er fehlte fast nur aufgrund von Verletzungen. Gekommen war er von seinem Heimatverein FV Engers in der 2. Liga Südwest (zweite Liga) und in der Rheinlandliga. Dort hatte er auch zahlreiche Spiele für die Rheinlandauswahl bestritten. Seiner Zeit in Trier schlossen sich noch zwei Jahre bei TuS Neuendorf (heute TuS Koblenz) an. Danach arbeitete er als Trainer, unter anderem für den FV Engers. Übrigens: Im ersten Jahr ohne Josef Hehl verfehlte die Eintracht den Klassenerhalt in der Regionalliga Südwest.

Höhepunkte und Enttäuschungen

Josef Hehl erinnert sich: „Wir hatten damals viele große Spiele vor 10.000 und 15.000 Zuschauern, zum Beispiel mein allererstes gegen Bundesligaabsteiger 1. FC Saarbrücken (3:1). Gerne erinnere ich mich trotz 1:3-Niederlage an das DFB-Pokalspiel gegen den amtierenden Deutschen Meister 1. FC Nürnberg im Januar 1969. Bis zur 70. Minute hatten wir geführt. Und nicht zu vergessen die Vorbereitungsspiele gegen den 1. FC Kaiserslautern oder Borussia Mönchengladbach (4:2). Damals kamen bis zu 14.000 Zuschauer zu diesen Spielen. Die größte Enttäuschung war natürlich die knapp verpasste Aufstiegsrunde zur Bundesliga 1965.“

Was gab es zu verdienen in der zweiten Liga jener Zeit?

„Das Maximalgehalt betrug erlaubte 400 DM monatlich, die aber kaum einer von uns erreichte. Bei mir es jedenfalls war es wesentlich weniger. Aber: Zu meinem Vertrag mit der Eintracht gehörte die Zusage, mir eine Arbeitsstelle zu besorgen. Ich kam als gelernter Schlosser zu den Stadtwerken, später zur Stadtverwaltung und besuchte dann die Verwaltungsschule. In dem Beruf bin ich dann geblieben.“

Sportlicher Werdegang

„Torwarttraining gab es bei uns kaum“, sagt Josef Hehl. Der Umkehrschluss: Das Talent spielte eine große Rolle, auch die Gene. Denn schon sein Vater galt als sehr starker Torwart in der Region Mittelrhein. Leider kehrte er aus dem Zweiten Weltkrieg nicht zurück. Und Josef Hehls Sohn hat das Talent ebenfalls geerbt und spielte unter anderen beim FV Engers und der TuS Koblenz im Tor.

Josef Hehl:„In Engers spielte ich, je nach Gegner und Gegenspieler, auch im Feld – beispielsweise gegen Weltmeister Horst Eckel. Das half mir als Torwart bei der Strafraumbeherrschung, die damals noch ungewöhnlich war“. Lange Zeit stand Hehl in der Torwartbestenliste des „kicker“.

Es hätte nicht bei der Regionalliga Südwest und Eintracht Trier bleiben müssen. Hehl hatte das Interesse mehrerer Bundesligisten geweckt. 1967 geriet er in das Umfeld  der Nationalmannschaft und wurde zum Lehrgang unter Leitung von Bundestrainer Helmut Schön eingeladen. Zwei englische Zweitligisten wollten ihn bei einer Freundschaftsspielreise 1966 sofort haben, die Zeitungen feierten ihn als zweiten Bert Trautmann. Warum wurde nichts daraus?  „Ich verstand kein Englisch und der Delegationsleiter der Eintracht wollte, dass ich bleibe…“ Aber es war alles gut so. Denn: „Mir war der Beruf aufgrund einer schweren Verletzung 1965 immer wichtiger als die Karriere.“

Kontakte zur Eintracht und nach Trier

Enge Bindungen hat Hehl bis heute mit der Familie Kohr. Mit dem verstorbenen Siegfried Kohr hat er gespielt, Kontakte bestehen weiter, auch zu Ex-Eintracht-Spieler Harald Kohr und seinem Sohn Dominik (heute FSV Mainz 05). Eng war der Kontakt ebenso zu Günter Geulich und zum kürzlich verstorbenen Manfred Schichel. Und mindestens dann, wenn sein Heimatverein FV Engers bei der Eintracht spielt, kommt Josef Hehl auch ins Moselstadion.