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Regionalliga-Splitter: Zahlenstück zur Regionalliga Südwest

Eine unfreiwillige Premiere erlebte die Regionalliga Südwest nach Abschluss der Spielzeit 2014/2015. Mit dem souveränen Meister Kickers Offenbach und dem Tabellenzweiten 1. FC Saarbrücken verpassten beide Relegations-Teilnehmer aus dem Südwesten den Aufstieg in die 3. Liga. Die Kickers mussten sich dem Nordost-Meister 1. FC Magdeburg gleich zweimal geschlagen geben (0:1 und 1:3). Der 1. FCS scheiterte erst in einem Elfmeterkrimi beim bayerischen Titelträger Würzburger Kickers, unterlag dabei 5:6. Zuvor hatten beide Klubs jeweils ihr Auswärtsspiel 1:0 gewonnen.

So ging die Südwest-Staffel bei der Vergabe der drei Aufstiegsplätze zur 3. Liga im dritten Jahr nach Einführung der fünfgleisigen Regionalliga erstmals leer aus. Zuvor waren drei von vier angetretenen Südwest-Klubs aufgestiegen (SV 07 Elversberg, SG Sonnenhof Großaspach und FSV Mainz 05 II). Nur Hessen Kassel hatte nach Abschluss der Premierensaison gegen den damaligen Nord-Meister Hessen Kassel den Kürzeren gezogen.

Unangenehme Folgen hatte das Scheitern von Offenbach und Saarbrücken auch für zwei Klubs aus dem Tabellenkeller. Neben Schlusslicht SVN Zweibrücken und dem KSV Baunatal müssen nun auch Ex-Zweitligist TuS Koblenz und der FC Nöttingen den bitteren Gang in die Oberliga antreten, um die Staffelstärke von 18 Klubs halten zu können.

Als Aufsteiger stehen der SV Spielberg, der Bahlinger SC (beide aus der Oberliga Baden-Württemberg), der SV Saar 05 Saarbrücken (Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar) und der TSV Steinbach (Hessenliga) fest. Alle vier Vereine werden in der Regionalliga Südwest Neuland betreten. Nachfolgend die Zahlen, Daten und Fakten zur Saison 2014/2015.

OFC abwehrstark – Freiburg treffsicher

Tore, Tore, Tore: Dass die Offensive Spiele entscheidet und die Defensive Meisterschaften gewinnt, gilt als alte Fußballer-Weisheit. Einmal mehr trifft dieser Spruch auch für die Offenbacher Kickers zu. Mit 22 Gegentreffern stellte der Südwest-Meister auch die stabilste Abwehr. Der 1. FC Saarbrücken (27 Gegentore) reihte sich auch in dieser Statistik direkt dahinter ein. Die meisten Tore erzielte in der abgelaufenen Spielzeit allerdings die Zweitvertretung des SC Freiburg. Trotz ihrer 66 Treffer landeten die von Iraklis Metaxas und später Uwe Staib trainierten Breisgauer in der Tabelle aber nur auf Rang sieben. Dahinter folgten die SV 07 Elversberg (60 Tore/Platz drei) und Wormatia Worms (59/Platz fünf). Gerade einmal 17 Treffer gelangen derweil dem Tabellenletzten SVN Zweibrücken, der damit noch vor Baunatal (22) und TuS Koblenz (24) die harmloseste Offensive der Liga stellt.

Kaum zu bezwingen: Nur drei Mannschaften schafften es während der regulären Saison, Ligaprimus Kickers Offenbach eine Niederlage beizubringen. Aufsteiger FK Pirmasens (3:0) gelang am ersten Spieltag die Sensation vor heimischem Publikum. Danach versuchten sich jedoch alle anderen Mannschaften der Liga vergeblich, drei Punkte gegen die Kickers einzufahren. Erst 29 Spiele später riss die OFC-Serie beim 0:2 in Kaiserslautern. Da standen die Hessen aber schon als Meister fest. Zum Saisonabschluss gelang es dann noch Hessen Kassel, den Kickers beim 1:0 im Derby drei Punkte abzuknöpfen. Den zweitbesten Wert (sieben Niederlagen) verzeichnete auch hier der 1. FC Saarbrücken. Am häufigsten gingen die Schlusslichter aus Zweibrücken (27 Mal) und Baunatal (28 Mal) leer aus.

Gabriele holt sich die Torjägerkrone

21 Treffer bei 30 Einsätzen: Mit zehn Toren in der Hinrunde und elf Treffern nach der Winterpause sicherte sich Daniele Gabriele vom SC Freiburg II die Torjägerkrone. 21 Treffer reichten, um Florian Treske (Wormatia Worms/20) auf dem zweiten Platz zu verweisen. Während Treske in 34 Partien zum Einsatz kam, benötigte Gabriele nur 30 Spiele für seine 21 Treffer. Auf Platz drei landete mit 17 Toren Elversbergs Angreifer Mijo Tunjic. Je 15 Mal waren Christian Cappek, Markus Müller (beide Kickers Offenbach) und Jannik Sommer (für den SVN Zweibrücken und den FK Pirmasens) erfolgreich. Keine gute Trefferausbeute in der Rückrunde hatte Sebastian Szimayer von der SpVgg Neckarelz. Der 25-Jährige belegte zur Winterpause mit zwölf Toren noch gemeinsam mit Florian Treske Platz eins. Danach gelangen Szimayer nur noch zwei Treffer.

„Gelber“ Gjasula: Als einziger Spieler der Liga sah Klaus Gjasula von Meister Kickers Offenbach 14 Mal die Gelbe Karte in dieser Saison. Der 25-jährige defensive Mittelfeldspieler, der 2013 von der U 23 des MSV Duisburg nach Offenbach wechselte, entging bei 31 Einsätzen damit ganz knapp seiner dritten Gelbsperre. Seinen wenig erstrebenswerten „Titel“ als Gelbsünder Nummer eins hat Gjasula damit verteidigt. Schon in der vorausgegangenen Spielzeit war Gjasula mit 16 Verwarnungen „Spitze“. Einen Platzverweis kassierte der Mittelfeldspieler in dieser Saison aber nicht.

Offenbach ist auch Zuschauerkrösus

Zuschauerzuwachs: So attraktiv wie nie präsentierte sich die Regionalliga Südwest. Das honorierten auch die Zuschauer und pilgerten zahlreich in die Stadien. Mit 1.570 Besuchern kamen im Vergleich zur vergangenen Spielzeit rund 280 Zuschauer im Schnitt pro Partie mehr. Insgesamt verfolgten 480.379 Fans die 306 Begegnungen. Im Vergleich zu den anderen vier Regionalligen belegt der Südwesten hinter der West-Staffel (1.919 Zuschauer im Schnitt) und dem Nordosten (1.687) Rang drei. Bayern (898) und der Norden (723) folgen mit deutlichem Abstand, obwohl auch sie zulegen konnten.

Zehn Vereine mit vierstelligem Schnitt: Nicht nur in der Punktetabelle liegen die Offenbacher Kickers ganz vorne. Mit 6.429 Anhängern durfte der OFC durchschnittlich so viele Zuschauer wie kein anderer Verein begrüßen. Staffelübergreifend müssen die Hessen nur den beiden West-Traditionsklubs Alemannia Aachen (10.724) und Rot-Weiss Essen (8.202) sowie Nordost-Meister 1. FC Magdeburg (8.578) den Vortritt lassen. Insgesamt können im Südwesten immerhin zehn Vereine einen Zuschauerschnitt im vierstelligen Bereich vorweisen. Auch der 1. FC Saarbrücken (4.403), SV Waldhof Mannheim (2.892), KSV Hessen Kassel (1.796), FC 08 Homburg (1.725), Eintracht Trier (1.616), SV 07 Elversberg (1.341), FK Pirmasens (1.332), TuS Koblenz (1.260) und Wormatia Worms (1.204) knackten die 1.000-Zuschauer-Marke.

Nöttingens Brenner ein „Dauerbrenner“

Immer dabei: An den 34 Spieltagen waren für jeden einzelnen Akteur insgesamt 3.060 Einsatzminuten möglich. Nur zwei Spieler schafften es, diese Marke zu erreichen. Mittelfeldspieler Timo Brenner (FC Nöttingen) und Torhüter Kevin Rauhut (KSV Hessen Kassel) waren in allen Partien über 90 Minuten dabei. Auch die Angreifer Florian Treske (VfR Wormatia Worms) und Markus Müller (Kickers Offenbach) sowie die Abwehrspieler Alexander Heinze (FK Pirmasens) und Andreas Gaebler (FC 08 Homburg) kamen auf 34 Einsätze. Dabei verpasste Torjäger Treske insgesamt nur 15 Minuten.

Nöttingen oft torreich: Besonders hohen Unterhaltungswert hatten die Partien des künftigen Oberligisten FC Nöttingen. An fünf der 18 torreichsten Begegnungen der Saison war der letztjährige Aufsteiger beteiligt. Vor allem bei den Spielen des FCN beim SC Freiburg II (2:5), gegen den SV Waldhof Mannheim (3:3), beim KSV Baunatal (4:2), bei Astoria Walldorf (2:4) und gegen die TSG 1899 Hoffenheim II (2:4) kamen die Zuschauer voll auf ihre Kosten. Die torreichsten Begegnungen gingen allerdings auf das Konto der SV 07 Elversberg (7:1 gegen den KSV Baunatal) und Eintracht Trier (6:2 in Hoffenheim). Die Elversberger Tor-Gala war gleichzeitig auch der höchste Heimsieg der Saison, den höchsten Auswärtserfolg landete der FC-Astoria Walldorf (6:0 beim FK Pirmasens).

„Remis-Könige“ kommen aus Trier

Baunatal siegt oder verliert: Fast ausschließlich Siege oder Niederlagen sprangen für Absteiger KSV Baunatal heraus. Von seinen 34 Saisonspielen gewann der KSV fünf, 28 Mal mussten sich die Hessen geschlagen geben. Nur gegen die Zweitvertretung der TSG 1899 Hoffenheim gab es am 17. Spieltag ein 0:0. Besonders oft musste sich dagegen Eintracht Trier mit einem Unentschieden zufrieden geben. Elf Partien mit Trierer Beteiligung endeten mit einem Remis. Da konnte nur der SV Waldhof Mannheim (zehn Unentschieden) mithalten.

Walldorfs Kaufmann dreimal vom Platz: Mit einigem Körpereinsatz gingen die Spieler des Aufsteigers FC-Astoria Walldorf zu Werke. Gleich sechs Rote Karten kassierte die Mannschaft von Trainer Matthias Born in der ersten Regionalliga-Saison ihrer Vereinsgeschichte. Hinzu kamen noch drei Gelb-Rote Karten. Keine Kinder von Traurigkeit waren auch die Spieler des SVN Zweibrücken mit fünf Roten und drei Gelb-Roten Karten. Als „böser Bube“ erwies sich vor allem Walldorfs Manuel Kaufmann. Der 33-jährige Routinier sah bei seinen 28 Einsätzen einmal die Gelb-Rote und zweimal die Rote Karte. Kurios: Sonst kassierte Kaufmann nur noch dreimal „Gelb“.

Schlusslicht Zweibrücken sorgt für Novum

Komplette Rückrunde ohne Punkt: Nicht zuletzt wegen eines Negativlaufs von 18 Niederlagen hintereinander muss der SVN Zweibrücken den Gang in die Oberliga antreten. Von 8. November 2014 bis zum Saisonende (23. Mai 2015) konnte das Schlusslicht keinen Zähler mehr holen, blieb damit also mehr als eine komplette Halbserie ohne Punktgewinn. Damit sorgte der SVN für ein Novum in der Regionalliga. Den zweitschlechtesten Lauf hatte der KSV Baunatal. Vom 22. bis zum 34. Spieltag setzte es 13 Niederlagen in Folge. Die Offenbacher stellten mit 29 Spielen ohne Niederlage die längte Positivserie auf.

„Festung“ Bieberer Berg: Als einzige Mannschaft blieb Ligaprimus Kickers Offenbach – von der Aufstiegsrelegation einmal abgesehen – vor eigenem Publikum ungeschlagen. Nach 17 Heimspielen am Bieberer Berg können die Hessen eine fast makellose Bilanz aufweisen. 15 Siege und zwei Remis stehen zu Buche und bedeuten 47 von 51 möglichen Punkten. Auf Rang zwei der Heimtabelle folgt der 1. FC Saarbrücken (36 Zähler) schon mit einigem Abstand. Nicht ganz so rund lief es zu Hause für Absteiger SVN Zweibrücken und die TuS Koblenz. Während die TuS ihre Fans nur zweimal einen Dreier bescherte, gab es im Zweibrücker Stadion sogar nur einen Heimsieg zu bestaunen. Auch die Auswärtsstärke der Offenbacher war für die Staffelmeisterschaft mitverantwortlich. Immerhin 32 Punkte sammelte der OFC auf fremden Plätzen. Nur Vizemeister Saarbrücken war mit zehn Auswärtssiegen und drei Unentschieden (33 Zähler) besser. Ebenfalls auf 32 Auswärtspunkte kam die U 23 des 1. FC Kaiserslautern.

Rückkehrer Sander kann Koblenz nicht retten

Kronhardt macht Quartett voll: Nur vier Vereine nahmen einen Trainerwechsel vor. Nach zwölf Punkten aus den ersten 15 Saisonspielen nahm der SVN Zweibrücken als erster Verein in dieser Saison einen Trainerwechsel vor und trennte sich von Adis Herceg. Guido Hoffmann, Ex-Profi des 1. FC Kaiserslautern, übernahm die sportlichen Geschicke des SVN, konnte den Abstieg aber nicht verhindern. Er startete zwar mit einem Sieg (2:0 in Walldorf), danach ging aber nichts mehr. Zu Beginn der Winterpause reagierte die TuS Koblenz auf die sportliche Talfahrt. Die TuS-Verantwortlichen enthoben Teamchef Evangelos Nessos seines Amtes und holten Petrik Sander (bereits von Dezember 2009 bis Juni 2011 in Koblenz tätig) zurück. Am Ende stiegen die Rheinländer trotzdem in die Oberliga ab.

Bei der U 23 des SC Freiburg erklärte Iraklis Metaxas nach dem 2:1 gegen die SpVgg Neckarelz am 25. Spieltag seinen Rücktritt. Für ihn sprang interimsweise Co-Trainer Uwe Staib ein, der zur neuen Saison vom bisherigen U 19-Trainer Martin Schweizer abgelöst wird. Den letzten Trainerwechsel gab es bei der SV 07 Elversberg. Willi Kronhardt wurde drei Spieltage vor dem Saisonende durch Stefan Minkwitz ersetzt, die Aufstiegsrunde verpassten die Saarländer trotzdem. Ab 1. Juli kommt mit Michael Wiesinger ein Bundesliga erfahrener Trainer zur Kaiserlinde und soll die Schwarz-Weißen zurück in die 3. Liga führen.