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Nach Pokal-Aus voll auf Klassenverbleib fokussiert

Die Überraschung blieb aus: Am Dienstag Abend unterlag der SSV Ulm 1846 im Halbfinale um den württembergischen Pokal dem klassenhöheren Drittliga-Tabellenführer 1. FC Heidenheim mit 0:2. Vor 4100 Zuschauern im Donaustadion „wusste der SSV 46 in der ersten Halbzeit gegen ein Heidenheimer Team zu gefallen. Und nach Seitenwechsel kombinierten die Hausherren auch gefällig mit – bis sie sich den finalen Rückschlag einfingen“, resümierte die in Ulm erscheinende Südwest-Presse.

„Eine Art Genickbruch“, nannte Coach Oliver Unsöld den zweiten Gegentreffer aus der 70. Minute, nachdem in Minute 42 das 0:1 gefallen war. Johannes Reichert holte knapp innerhalb des Strafraumecks den flinken Robert Strauß von den Beinen, und Patrick Mayer verwandelte den fälligen Elfmeter sicher. „Richtig bitter“, sagte der eingewechselte Ex-Trierer Max Bachl-Staudinger in der Südwest-Presse, „das ist eben der Unterschied: Die Heidenheimer nutzen Fehler gnadenlos aus.“

„Mit der Leistung können wir in Trier etwas holen“, meinte Unsöld, der unlängst Verstärkung an seiner Seite erfahren hat: Ivan Golac fungiert neuerdings als Teammanager.

Der 62-jährige Serbe, der mit Dundee United 1994 schottischer Pokalsieger wurde und unter anderem auch schon mal Trainer in Island und der Ukraine war, übernimmt die sportliche Leitung der Ulmer – die bisher Vereinspräsident Paul Sauter inne hatte und rückt neben Unsöld und Herbert Zanker als  dritter Mann ins Trainerteam. Das Duo hatte erst Ende Oktober den zuvor (auch) als Coach agierenden Paul Sauter abgelöst.

Golac, früher ein erfolgreicher Spieler von Partizan Belgrad, wohnt in Wien und hat zuletzt keinen Verein betreut. Er kam auf Vermittlung seines Landsmanns Thomas Pantelic, mit dem er seit 38 Jahren befreundet ist, zu den Spatzen. Der Ulmer Unternehmer Pantelic finanziert gemeinsam mit MKI Sports aus Abu Dhabi den Ulmer Winter-Neuzugang Goran Lovre. MKI Sports plant bekanntlich ein Jugend-Leistungszentrum in Ulm – auch Pantelic, Onkel des früheren Berliner Hertha-Torjägers Marko Pantelic, soll den Ulmern eine bessere Zukunft ermöglichen. „Präsident Paul Sauter hat ihn im vergangenen Herbst kennengelernt und für den Fußball beim Ex-Bundesligisten gewinnen können“, berichtete unlängst die „Südwest-Presse“.

Golac ist  auch als Spielerberater tätig und hat die Spatzen bereits während der Winterpause bei Vorbereitungsspielen und im Training kennengelernt. „Seine internationale Erfahrung kann uns nur gut tun“, meint Paul Sauter in der „Südwest-Presse“ über den Routinier, der einst auch in England bei Manchester City und dem FC Southampton aktiv war. Am vergangenen Freitag glückte die Premiere Golacs: Mit 2:0 wurde die Spielvereinigung Neckarelz besiegt. Als Tabellen-14. Hat man jetzt sogar wieder drei Punkte Vorsprung auf den Drittletzten aus Worms. Seitdem Eintracht Frankfurt den Rückzug seiner U23 bekannt gegeben hat, hat der Viertletzte mehr denn je wieder (sehr) gute Chancen, den Klassenverbleib zu schaffen.

Nach Jahren von steilen Aufs und Abs will der SSV mit Hilfe des renommierten Ivan Golac und der Millionen aus der Wüste einen erneuten Absturz verhindern.  Der Aufschwung setzte einst 1998 unter Trainer Ralf Rangnick mit dem Sprung in die Zweitklassigkeit ein, ein Jahr später war man plötzlich sogar in der Bundesliga. Als 16. folgte postwendend der Abstieg. Die gleiche Position folgte darauf in Liga zwei. Finanziell war der SSV 1846 völlig am Boden, musste Insolvenz anmelden und fand sich 2001 in der fünftklassigen Verbandsliga Württemberg wieder. 2002 bis ´07 spielten die Donaustädter in der Oberliga und von 2008 bis ´11 in der Regionalliga. Zu Jahresbeginn 2011 wurde erneut das Insolvenzverfahren gegen den Verein eröffnet. Damit stand der „SSV Ulm 1846 Fußball“ vorzeitig als Absteiger aus der Regionalliga Süd fest und musste zurück in die Oberliga Baden-Württemberg. 2012 ging es aber wieder rauf und es erfolgte die Rückkehr in die Liga vier, in der man sich im Hinspiel dem SVE trotz einem 0:2-Rückstand noch mit 2:3 beugen musste, das Retourmatch aber mit 2:1 gewann. Mit dem gleichen Resultat gewann die Eintracht auch am 12. Oktober das Duell im Donaustadion. Vor 947 Zuschauern trafen Marco Quotschalla (2.) und Sylvano Comvalius (11.) früh, Florian Treske (83.) machte es noch einmal spannend – am Ende entführte der SVE aber den Dreier und feierte die Tabellenführung!