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„Von den heutigen Möglichkeiten immer geträumt“

3:1 beim amtierenden Südwestmeister Hessen Kassel, zuletzt 2:0 im heimischen Waldstadion gegen die Spielvereinigung Neckarelz: Der FC 08 Homburg ist wieder im Kommen und konnte sich so nach durchwachsenen Wochen wieder an die Spitzengruppe der Regionalliga heran kämpfen. War der Dreier im Kasseler Auestadion am vorletzten Spieltag noch vollauf verdient, bestand am vergangen Samstag kein Zweifel darüber, dass man den Sieg  gegen den starken Aufsteiger aus Neckarelz als glücklich einstufen musste. Die Gäste aus Nordbaden vergaben am Samstag eine Vielzahl an guten Torchancen. Alles klar war erst in der Nachspielzeit, als Yannick Tewelde das 2:0 erzielte.

In seiner Analyse gab FCH-Trainer Christian Titz zu, dass Neckarelz die bessere Mannschaft gewesen sei, meinte aber auch: „Wir brauchen uns aber nicht zu schämen, gewonnen zu haben. Wir dürfen uns freuen, dass die Mannschaft auch so ein Spiel, unter so schweren Witterungsbedingungen und gegen so einen schweren Gegner, geholt hat.“

In dieser Partie wirkte der vor der Saison vom SVE nach Homburg gewechselte Mario Klinger übrigens erneut als Angreifer mit – und nicht etwa wie man es auch aus Trierer Zeiten gewohnt ist im Defensivbereich. In Kassel steuerte er so bereits früh den Treffer zum 0:1 bei.

Ob der 26-Jährige auch im Derby im Moselstadion wieder an vorderster Front ran darf oder weiter hinten agiert, dürfte ihm im Prinzip egal sein  – Hauptsache, er spielt. „Ich bin aus einer langen Verletzung gekommen. Das ist psychisch extrem schwer, wenn du weißt, du hast die Qualität, um mitzuspielen, aber du hast nicht die Möglichkeiten und kannst nur zuschauen“, beschrieb der frühere Oberhausener Zweitligaprofi unlängst im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung  die ebenso schwere wie lange Anlaufphase beim FCH. Nun sieht sich der gebürtige Essener endlich angekommen: „Ich fühle mich in Homburg sehr wohl, sowohl im Training als auch außerhalb.“

Mit den Homburgern scheint Klinger einen Klub gefunden zu haben, der einiges vorhat in den nächsten Jahren – und das vor allem dank der Unterstützung des in Homburg ansässigen Unternehmens „Dr. Theiss Naturwaren“, das auch durch das Sponsoring beim 1. FC Kaiserslautern  bekannt ist („Allgäuer Latschenkiefer“). Bereits Ende August sagte Vorsitzender Herbert Eder im Interview mit dem im Saarland erscheinenden Wochenmagazin „Forum“: „Von den heutigen Möglichkeiten haben wir früher immer geträumt. Insofern ist Dr. Theiss Naturwaren für uns der absolute Glücksfall.“ Gemessen an der seinerzeit von Eder formulierten Zielsetzung für diese Saison, liegt der FCH als aktueller Fünfter gut im Rennen. „Optimal wäre ein guter einstelliger Tabellenplatz. Der dürfte sich dann zwischen Platz sechs und sieben bewegen“, hieß es wenige Wochen nach dem Start in die neue Runde. Innerhalb von zwei bis drei Jahren müsse der Sprung in die Dritte Liga aber möglich sein, stellte Klubchef Eder im „Forum“-Interview  klar. Den kolportierten Etat von 2,5 Millionen Euro für die 2013/14er Runde dementierte er im gleichen Artikel: „2,5 Millionen ist unser Ziel, das wir in zwei Jahren erreichen wollen. Wir liegen aktuell noch ein ganzes Stück darunter. Ich würde sagen, wir liegen mit unserem Budget so unter den ersten zehn…“

Beim Vorjahresaufsteiger ist man also mehr denn je ambitioniert – angesichts der schillernden Vergangenheit auch kein Wunder: Schließlich schaffte der FCH 1986 sogar den Sprung in die Bundesliga.

In der ersten Saison wurde der Abstieg noch knapp vermieden, nach der zweiten Saison musste man  als Vorletzter jedoch wieder absteigen. Dem unmittelbaren Wiederaufstieg folgte dann der erneute Abstieg, so dass die Saison 1989/90 die vorerst letzte Saison in der Bundesliga war.

Ein Kondomhersteller als Trikotsponsor, das umstrittene „Ommer-Modell“,  durch dessen Finanzierungsmethode in den achtziger Jahren namhafte Profis den Weg nach Homburg fanden, eine zwischenzeitliche Kooperation mit dem früheren Erzrivalen 1. FC Saarbrücken, aber auch immer wieder bemerkenswerte Erfolge in der Liga und im DFB-Pokal: Der Klub war für so manche Schlagzeile gut. Im Jahre 1995 verabschiedete sich der FCH bis auf Weiteres aus dem Profifußball. Als 17. der Zweiten Bundesliga ging es in die Regionalliga West/Südwest. 1999 ging es sogar runter in die Oberliga, der man dann elf Jahre lang ununterbrochen angehören sollte.