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„Wir sind der SV Waldhof und das sollen die Zuschauer sehen“

 Eigentlich hatten sie sich beim SV Waldhof Mannheim  07 im jüngsten Heimspiel gegen den Aufsteiger Spielvereinigung Neckarelz einen Dreier ausgerechnet. So, wie es gelaufen ist, konnte man am Ende aber auch mit einem 2:2 zufrieden sein. Schließlich wurde am Freitag vor einer Woche noch ein 0:2-Rückstand egalisiert – und das nach Treffern in der 77. und 85. Minute. Kurz vor Schluss hatte Fabian Schleusener sogar noch die große Chance zum 3:2.  „Das war erneut ein Schritt in die richtige Richtung“, lobte Kenan Kocak.

Der Coach der auf Platz acht notierten Waldhöfer hat sich schon in jungen Trainerjahren einen Ruf als fleißiger Fachmann mit viel Mut erarbeitet. Wie forsch die Waldhöfer in dieser Saison immer wieder aufgetreten sind, wird allgemein gelobt. Im jüngsten, auf Sport1 live übertragenen Auswärtsspiel am Montag vor einer Woche beim 1:1 in Kassel konnten die Kicker des Ex-Bundesligisten auch einem breiteren Publikum ihre Qualitäten demonstrieren.

Gerade einmal 32 Jahre ist Trainer Kenan Kocak alt. Über Umwege landete er auf der Trainerbank: Rüdiger Lamm, seinerzeit der Sportliche Leiter der Waldhöfer, engagierte den früheren Mittelfeldspieler vor sechs Jahren für die Marketing-Abteilung des Oberligisten.

In der Saison 2008/09 übernahm der gebürtige Türke diesen Posten bei den Waldhöfern, doch weil der Klub in diesen Tagen kurz vor einer Insolvenz stand, musste Kocak den SVW wieder verlassen. Beim unterklassigen FC Türkspor Mannheim stieg er als Spielertrainer ein. Nachdem er anschließend ein halbes Jahr als Sportlicher Leiter beim VfR Mannheim in der Verbandsliga aktiv gewesen war, übernahm Kocak im Februar 2011 parallel dazu den Trainerposten beim Deutschen Meister von 1949.

Kocak musste sich alle kleinen und großen Erfolge seiner Karriere selbst erarbeiten. Das prägte ihn. Nicht der im ersten Anlauf geschaffte Aufstieg mit dem vocalbook.com VfR in die Oberliga sorgte für Aufsehen, sondern vielmehr der Marsch durch die Spielklasse im Jahr danach.

Bis zur Winterpause stürmte Kocak mit seinem Team durch die Liga, überwinterte als souveräner Tabellenführer und verpasste den Durchmarsch in die Regionalliga wohl nur, weil finanzielle Schwierigkeiten des Vereins das Team in der Rückrunde aus dem Tritt brachten. Am Ende wurde der VfR mit Kocak Zweiter – einen Namen hatte sich der Coach mit überzeugendem Offensivfußball da bereits gemacht. So folgte ein Jahr später seine Rückkehr zum SVW. Dort wurde Kocak im Sommer nicht vorbehaltlos empfangen, obwohl er dem Klub entstammt. Nach vielen Jahren in der Jugend des damaligen Zweitligisten Waldhof schaffte er dort den Sprung in den Profikader – durchsetzen konnte er sich aber nicht. Nach weiteren Stationen, wo ihm ebenfalls der Durchbruch versagt blieb, beendete Kocak seine Karriere schließlich 2007 aufgrund immer wiederkehrender körperlicher Blessuren.

Kocaks Lehrmeister ist Uwe Rapolder (55). „Ich habe den Kontakt zu ihm nie verloren und mich viel mit ihm über Fußball ausgetauscht“, verriet Kocak unlängst gegenüber dem „Kicker-Sportmagazin.

Im Winter will er laut „Kicker“ in der Türkei seine Fußballlehrer-Lizenz beginnen. Bis dahin gilt es für den Mann deutlicher Worte, mit dem SVW eine gute Rolle zu spielen: „Wir sind der SV Waldhof und das sollen die Zuschauer auch in jedem Spiel sehen.“