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Trainer Krücken „Wir gehören da nicht hin“

Im sechsten Anlauf hat es dann endlich geklappt: Am Dienstag fuhr die U23 des Bundesligisten TSG Hoffenheim mit einem 3:0 im Derby über die Spielvereinigung Neckarelz den ersten Dreier ein. Zuvor hatte es fünf Niederlagen in Serie gehagelt.

„Wir hätten den Sack früher zumachen müssen“, sagte ein erleichterter Trainer Thomas Krücken nach der Partie via www.achtzehn99.de. „Aufgrund des Chancenplus geht das Ergebnis aber in Ordnung“, so der in der Sommerpause von der U19 aufgestiegene Übungsleiter weiter.

Krücken konnte gegen den nordbadischen Nachbarn  auf Unterstützung „von oben“ bauen. Neben Kapitän Kai Herdling standen mit Jens Grahl, Robin Szarka, Stefan Thesker und Sven Schipplock vier weitere Akteure im Kader, die unter der Woche bei den Profis trainieren. Der 24-jährige Schipplock (52 Bundesligaeinsätze/acht Tore für die TSG und den VfB Stuttgart) traf gleich zwei Mal.

„Diesmal  haben wir endlich das auf den Platz gebracht, was wir unter der Woche trainieren“, freute sich Krücken hinterher. Schon kurz nach dem Abpfiff waren die Blicke auf das Match im Moselstadion gerichtet: „Wir wollen in Trier nachlegen und endlich da unten rauskommen. Wir gehören da nicht hin.“

Gleichwohl musste die U23 der Kraichgauer zur neuen Saison mit einigen Veränderungen klar kommen, die sportlichen Substanzverlust erahnen ließen: Mit Michael Gregoritsch (verliehen an FC St. Pauli), Andreas Ludwig, Robin Szarka, Jeremy Toljan, Niklas Süle (alle zu den TSG-Profis, helfen aber immer wieder bei der TSG II aus) sowie Denis Thomalla (RB Leipzig) verließ die U 23 ein halbes Dutzend Stammspieler. „Aufbauarbeit ist deshalb notwendig“, schrieb der „Kicker“ bereits Mitte Juni.

Krücken hatte das Amt nach der 2012/13er Runde von Otmar Rösch und Frank Fröhling übernommen, die das erst im März Frank Kramer (Cheftrainer SpVgg Greuther Fürth) nach­gefolgt waren.  „Thomas ist ein kommunikativer Typ, der die Philosophie der TSG-Akademie verinnerlicht hat“, sagte Akademie-Geschäftsführer Bernhard Peters seinerzeit.

Der 36-jährige Krücken sieht diese Herausforderung auch als Chance, sich als Coach weitere Sporen dazu zu verdienen. Der bisherige Weg des gebürtigen Neussers ist schon bemerkenswert: Vor fünf Jahren war Krücken U17-Trainer von Hertha BSC und hatte mit seinen Jungs in einem Herzschlagfinale die Meisterschaft der Bundesliga Nord/Nordost errungen. Im Halbfinale um die „Deutsche“ kam es dann zum Duell mit der TSG. 6:1 gewann Hoffenheim in Berlin und legte den Grundstein zum Titelgewinn 2008, der 3:1-Sieg der Herthaner im Dietmar-Hopp-Stadion hatte nur noch statistischen Wert.

Die aktive Laufbahn Krückens war bereits früh zu Ende. Er  spielte ab der C-Jugend in der jeweils höchsten Liga und wurde noch als A-Jugendlicher ins Oberliga-Team des VfR Neuss befördert. Doch das Knie machte die hohen Belastungen, die durch die parallele Ausübung von Fußball, Handball und Tennis entstanden waren, nicht mehr mit. „Mir wurde nachgesagt, hochbegabt zu sein, aber zu einem Talent gehört eben auch die Physis“, wird er auf www.achtzehn99.de zitiert.

Studium der Sportwissenschaften sowie Germanistik und Anglistik in Köln, Trainer der U13 der „Geißböcke“, Aufbau des Schulprojekts, Staatsexamen. Um seine Englischkenntnisse zu verbessern, ein Auslandsstudium in Manchester und ein Engagement bei ManCity: Der Fußballfachmann vom Niederrhein konnte schon früh wichtige Erfahrungen sammeln, schlug später zunächst (haupt-) beruflich die Lehrer-Laufbahn ein und coachte wieder Jugendteams des 1. FC Köln. 2007 dann der Wechsel zu Hertha BSC, wo er neben der U17 auch die Position des Pädagogischen Leiters im Internat übernehmen sollte. Im Rahmen seiner Fußballlehrer-Ausbildung absolvierte Krücken ein Praktikum beim damaligen Hertha-Chefcoach Lucien Favre.

Von 2010 bis ´12 stand er in Diensten von Arminia Bielefeld, ehe es in den Kraichgau ging.  „Hier steht eines der Top-Zentren Deutschlands und die ganzheitliche Ausbildung ist nicht nur ein Schlagwort, sondern Alltag, lobt Krücken die Bedingungen  bei der TSG in höchsten Tönen.