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„Eine Entwarnung können wir trotzdem nicht geben“

Wie hat er die Saison gesehen? Wie sieht es wirtschaftlich aus? Wie fällt sein Zwischenfazit nach einem Jahr in der neuen Regionalliga Südwest aus? Ernst Wilhelmi, Vorstandssprecher des SV Eintracht Trier 05, steht im Interview Rede und Antwort.

 

Fünfter Platz in der Liga, zudem der Sieg im Bitburger Rheinlandpokal. Welche Schulnote würden Sie der abgelaufenen Saison geben?

Eine glatte Zwei. Die Mannschaft und das Trainerteam haben die Zielvorgaben voll erfüllt. Wir haben sehr souverän den Sieg im Bitburger-Rheinlandpokal errungen und damit auch die angestrebte Qualifikation für den DFB-Pokal geschafft. Außerdem wurde das Ziel erreicht, unter die ersten Fünf zu kommen. Bis zum vorletzten Spieltag konnten wir sogar um einen Play-Off-Platz mitspielen.

 

Wie wichtig war der Sieg in Salmrohr – vom Wirtschaftlichen her, aber auch für die Stimmung?

Sehr wichtig – aus wirtschaftlicher Sicht, aber auch für die gesamte Stimmung im Verein. Immerhin haben wir einen klaren 4:0-Sieg bei unserem alten Rivalen errungen. Dank der Mehreinnahmen konnten wir die Verhandlungen über Vertragsverlängerungen forcieren. Die sicheren Einnahmen aus den Fernseh- und Werbegeldern erhöhen unsere Planungssicherheit.  Eine Entwarnung können wir aber trotzdem nicht geben. Noch warten wir auf die Zusage eines ganz, ganz wichtigen Sponsors. So lange das nicht der Fall ist, können wir nicht auf dem Spielermarkt aktiv werden und Neuzugänge verpflichten.

  

Wie realistisch war der erste oder zweite Platz in der Regionalliga? Viele im Umfeld trauern noch jetzt dem schwachen Start nach der Winterpause nach…

Auch wir trauern noch dem schwachen Start mit dem 1:6 bei Eintracht Frankfurt II und dem 0:1 gegen den FSV Frankfurt II nach. Warum wir mal wieder den Auftakt nach der Winterpause vergeigt haben, ist uns nach wie vor ein Rätsel – trotz aller Analysen. Ein Grund war sicher, dass Leistungsträger wie Chhunly Pagenburg, Alon Abelski und Steven Lewerenz wegen Verletzungen kaum oder gar nicht in der Vorbereitung trainieren konnten und im Februar /März körperlich noch nicht auf der Höhe waren. Wenn wir gut aus den Startlöchern gekommen wären, hätten wir es womöglich gepackt, am Ende zumindest auf dem zweiten Platz zu stehen – und das trotz deutlich geringerer wirtschaftlicher Mittel im Vergleich zu anderen Klubs.

 

Trotz überwiegend guter Auftritte stand Cheftrainer Roland Seitz bei Teilen der Anhängesrchaft nach zwei, drei verlorenen Spielen schnell in der Kritik. Wie erklären Sie sich das?

Das ist nicht zu erklären. Unter Roland Seitz haben wir in den vergangenen drei Spielzeiten die Plätze zwei, vier und fünf belegt. Dabei mussten wir unseren Etat um jeweils 20 Prozent herunterfahren. Und dann kocht nach zwei, drei Niederlagen des Volkes Zorn so hoch, dass der Trainer direkt in Frage gestellt wird. Dieses Phänomen trifft leider nicht nur uns, sondern auch mittlerweile andere Klubs. Immer schneller verlieren gewisse Personen die Nerven und sogar die Fassung, werden ausfallend, sodass es unter die Gürtellinie geht.

 

Nach vier Jahren Regionalliga West wurde die vierte Liga im Sommer mal wieder umstrukturiert. Welche erste Bilanz ziehen Sie nach einem Jahr Regionalliga Südwest?

Leider keine allzu positive. Wir haben es zwar jetzt wieder verstärkt mit alten Bekannten zu tun, gegen die es noch in der damaligen Zweiten Bundesliga Süd Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre um Punkte ging. Insgesamt ist diese vierte Liga aber nur der Spielball für die U23-Mannschaften der Profiklubs aus Liga eins und zwei. Wir bieten diesen Teams eine Bühne, ohne dafür auch nur einen Cent vom DFB, den Landesverbänden oder vom Fernsehen zu erhalten. Eine Farce ist zudem, dass man Meister wird und nicht aufsteigt, es aber dann der Zweite schafft – nicht zuletzt wegen des Losglücks bei der Findung der Spielpaarungen.

Hat die vierte Liga so Überlebenschancen (Finanzen)?

Nein. Einerseits ist Vollprofitum in dieser Liga gefragt, um einigermaßen wettbewerbsfähig sein zu können. Die Liga bietet aber viel zu geringe Refinanzierungsmöglichkeiten. Mittel- und langfristig wird das auch der Dritten Liga als der Vorzeige-Spielklasse des DFB zu schaffen machen.

 Ein Dutzend Spieler ist schon unter Vertrag für kommende Saison. Wann darf mit den nächsten Personalentscheidungen gerechnet werden. Sehnsüchtig wird nach dem Abgang von Chhunly Pagenburg ein neuer potenzieller Goalgetter erwartet?

Wir sind alle froh, dass wir am Freitag mit Marco Quotschalla einen wichtigen Offensivmann binden konnten und nun bereits 13 Spieler unter Vertrag haben. Einhergehend mit der Hoffnung, unsere finanzielle Basis durch die bereits angedeutete Zusage eines Sponsoren oder durch ein Traumlos im DFB-Pokal erhöhen zu können, haben wir wieder volles Vertrauen in unseren Cheftrainer und sportlichen Leiter Roland Seitz, der in den vergangenen Jahren bei Spielerverpflichtungen schon sehr oft ein glückliches Händchen bewiesen hat. Wir stehen auch in seinem Urlaub regelmäßig in Kontakt und tauschen uns in personellen Fragen aus.

Am 2. Juli findet die turnusmäßige Jahreshauptversammlung statt. Was erwarten Sie sich von der Veranstaltung  ?

Ich hoffe auf eine große Resonanz. Es geht darum, unseren Vereinsangehörigen zu berichten, was geschehen ist und was wir planen. Nur, wer Informationen aus der ersten Hand erfährt, kann auch wirklich mitreden und muss sich nicht auf Infos verlassen, die oft nur auf Gerüchten basieren. Stark finde ich das Engagement unserer Anhänger, die sich nun auch über einen Fan-Beirat einbringen möchten. Auch darüber werden wir am 2. Juli sprechen und diskutieren.