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Die Remiskönige kommen

Lange hatten sie im Lager der Grün-Weißen darauf warten müssen: Am 22. Mai konnte beim FC 08 Homburg erstmals seit 22 Jahren wieder ein Aufstieg bejubelt werden. Gelang 1988 noch der Sprung in die Bundesliga, wurde diesmal nach einem 3:1 gegen die SpVgg Eintracht Glas-Chemie Wirges der Regionalliga-Aufstieg gefeiert.

In neuer Umgebung treten die Saarpfälzer nicht nur mit neuem Trainer an (Alfred Kaminski, zuvor bereits Sportdirektor beim FCH, löste den zur SV 07 Elversberg gewechselten Jens Kiefer ab), sondern tauschte auch nahezu den kompletten Kader aus. Neuverpflichtung im Sommer war unter anderem auch Sahr Senesie, zuvor beim SV Eintracht Trier 05 unter Vertrag. Mit vier Treffern ist der 25-jährige derzeit auch der Homburger Toptorjäger, hat mehr als die Hälfte der Gesamttreffer (7) markiert. Gemeinsam mit Schlusslicht Arminia Bielefeld II hat der FCH (Tabellen-15.) damit die schwächste Offensive der Liga. In einer Zwischenbilanz analysierte der „Saar-Amateur“ vor kurzem: „Senesie fehlen meist die entsprechenden Zuspiele. Zudem fehlt es an einem geordneten Spielaufbau, um einen Gegner auch mal längere Zeit unter Druck setzen zu können.“

Immerhin haben sich die Schützlinge von Alfred Kaminski bislang aber auf fremden Plätzen aber als zäher Kontrahent erwiesen, der konsequent die Räume zumacht und diszipliniert agiert. Das 0:1 beim Wuppertaler SV Borussia vor vierzehn Tagen war die erste Auswärtspleite in dieser Saison. Zuvor hatte man hier fünf Remis bei einem Torverhältnis von 2:2 erzielt.

Im heimischen Waldstadion stehen indes je einem Sieg (2:0 gegen den SC Wiedenbrück 2000) und einem Remis (0:0 gegen den 1. FC Köln II) bereits vier Niederlagen gegenüber. Zuletzt gab es am Samstag vor 1256 Zuschauern ein 0:2 gegen das Spitzenteam SC Preußen 06 Münster.

Coach Kaminski meinte nach der Partie „Wenn man den Preußen den Raum gibt, dann können sie damit viel anfangen. Wir haben es geschafft immerhin wenige Chancen zu zulassen. Auch in Halbzeit zwei haben wir bis zum Gegentor gut gearbeitet.“ Über das Gastspiel im Moselstadion schweifte Kaminskis Blick nach der Niederlage gegen Münster bereits auf das nächste Heimmatch: „Wir müssen Spiele wie gegen Bielefeld II in 14 Tagen gewinnen, denn für uns gilt es, dass wir uns gegen untere Mannschaften behaupten müssen.“

„Wir werden Vollgas geben und Powerfußball spielen. Ich erwarte von meinen Spielern Engagement und Lernbereitschaft. Der Klassenverbleib wäre in dieser Saison einem Aufstieg gleichzusetzen“, hatte Kaminski, der von Ex-Profi Tayfur Diane (unter anderem Alemannia Aachen, 1. FC Saarbrücken, Borussia Mönchengladbach, Bayer 04 Leverkusen) assistiert wird, vor der Saison betont.

Bei aller Bescheidenheit des 46-jährigen Kaminski: Einige Fans im Umfeld sähen ihren Klub lieber noch höher spielen, schließlich ist die Homburger Vergangenheit ruhmreich: 1977 bezwang der FCH im DFB-Pokal den Weltpokalsieger FC Bayern München zu Hause mit 3:1. 1986 schaffte der FCH zum ersten Mal den Aufstieg in die Bundesliga. In der ersten Saison wurde der Abstieg noch knapp in der Relegation gegen den FC St. Pauli vermieden, nach der zweiten Saison musste der FCH als Vorletzter jedoch wieder absteigen. Dem unmittelbaren Wiederaufstieg folgte dann der erneute Abstieg, so dass die Saison 1989/90 die vorerst letzte Saison in der Fußball-Bundesliga war.

1995 verabschiedete sich der FCH bis auf weiteres aus dem Profifußball. Als 17. der Zweiten Bundesliga stieg der Verein in die Regionalliga West/Südwest ab. Wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten und nach Insolvenz wurde der FCH nach der Saison 1998/99 in die Oberliga Südwest zwangsversetzt. Seit 1999 spielte der FCH ununterbrochen in der ab der Saison 2008/09 nur noch fünftklassigen Oberliga – ehe das 3:1 über Wirges Ende Mai die – zumindest vorläufige – Wende zum Guten war.


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