"Für sauberes wirtschaftliches Arbeiten belohnt worden"
Ein ausführlicher Rück- und Vorausblick war das zentrale Thema bei der Pressekonferenz des SV Eintracht Trier 05 am Montag Mittag im Klubheim „Nullfünf“ oberhalb der Haupttribüne des Moselstadions. In Anwesenheit der Vorstandsmitglieder Ernst Wilhelmi, Harry Thiele und Roman Gottschalk sowie der Aufsichtsratsmitglieder Frank Natus (Vorsitzender), Alfons Jochem (Stellvertreter) und Alexander Bergweiler sowie Matthias Schneider wurde Sportliches und Wirtschaftliches aufgearbeitet.
„Einige Entscheidungen im sportlichen Bereich hätte man in den zurück liegenden Monaten auch anders treffen können. Aber: Wir sind dafür belohnt worden, dass wir wirtschaftlich sauber arbeiten“, sagte Ernst Wilhelmi zu Beginn der Pressekonferenz und spielte damit auf den doch noch am Grünen Tisch erzielten Klassenverbleib an, nachdem mit dem Bonner SC, Rot-Weiss Essen und Waldhof Mannheim gleich drei Klubs die Lizenz entzogen worden war.
Der künftig im Vorstand primär für den Bereich Sport zuständige Wilhelmi gab die Verpflichtung des Torwarts André Poggenborg („Einer der besten in der gesamten Liga.“) von den Sportfreunden Lotte bekannt. Nummer zwei wird Assen Aloxov sein, der noch über einen Vertrag bei der Eintracht verfügt. Außerdem verkündete Wilhelmi die Vertragsverlängerung mit Talent Julian Bidon. Matondo Makiadi kann wegen seines im Herbst in Koblenz beginnenden Studiums der ersten Mannschaft nicht weiter zur Verfügung stehen, kommt eventuell aber noch in der U23, die in der neuen Saison in der Oberliga Südwest spielt, zum Einsatz. Mit Fabio Fuhs will Ernst Wilhelmi noch ein Gespräch führen. Indes machte der Vorstandsmann deutlich, dass Cheftrainer Roland Seitz nicht für die Regionalligamannschaft mit Fuhs plant.
Die Spieler Andreas Anicic, Andy Rakic und Yannick Salem verfügen zwar noch über Regionalliga-Verträge für die neue Spielzeit, der Verein plant mit den Akteuren aber nicht mehr. Mit Erwin Bradasch, der ebenfalls noch bis 30. Juni 2011 an den Verein gebunden ist, soll ein festes Engagement in der Oberliga-Elf erörtert werden.
Seitz wird vorläufig auch die sportliche Leitung inne haben. Zumindest mittelfristig will der Verein indes für diese Position jemanden aus dem Eintracht-Umfeld finden.
Was die finanzielle und wirtschaftliche Lage angeht – letztlich ausschlaggebend für die Regionalliga-Spielberechtigung in der kommenden Saison, da drei Klubs die Lizenz entzogen wurde und der SVE als Schlusslicht der Tabelle in der Klasse verbleiben ist – berichtete der künftig für diesen Part zuständige Harry Thiele, dass für die 2010/11er Runde für die erste Garnitur einschließlich Sozialabgaben 750.000 Euro zur Verfügung stehen – deutlich weniger als in der abgelaufenen Runde, aber dafür komplett abgedeckt. Der Jugendetat soll möglichst gleichbleibend sein. Insgesamt kalkuliert der Verein mit einem Kostenapparat von 1,3 Millionen Euro und damit 300.000 Euro weniger als zuletzt. Einige Sponsorenzahlungen sind zurück gegangen, auch vor dem Hintergrund, dass zunächst alles auf einen Abstieg in die Oberliga hindeutete. Wichtig sei aber, so Thiele, dass besonders namhafte Geldgeber wie etwa die Bitburger Braugruppe, die Stadtwerke Trier (SWT) und die Sparkasse Trier der Eintracht weiter die Stange halten. „Wichtig ist, dass wir ein ausgeglichenes Ergebnis in finanzieller Hinsicht erzielen. Außerdem ist im Etat die Reduktion von bilanziellen Schulden und die Auszahlung von Darlehen mit eingeschlossen“, so Thiele. In der vergangenen Saison habe man 200.000 Euro mehr ausgegeben als ursprünglich geplant, auch dies, so Thiele, sei in vollem Umfang abgedeckt.
Aus Sicht der von Vorstandsmitglied Roman Gottschalk im Vorstand vertretenen Nachwuchsarbeit gibt es viel Positives zu vermelden – sei es der neuerliche Aufstieg der U23, die damit den Durchmarsch von der Bezirks- in die Oberliga geschafft hat, sei es die dank des Klassenverbleibs der ersten Mannschaft nun wieder eher wahrscheinliche Lizenzierung als Nachwuchsleistungszentrum des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), seien es aber auch drei Talente in erweiterten DFB-Nationalkadern und sieben luxemburgische Nationalspieler, die im SVE-Dress kicken. Die Liste der in den Seniorenbereich eingebauten, eigenen Kräfte (Thomas Kempny, Michael Dingels, Johannes Kühne, Julian Bidon…) werde zudem immer länger.
Wie schnell sich in der vergangenen Saison das Stimmungsbild veränderte, machte Aufsichtsratschef Frank Natus deutlich: „Bis in den Herbst hinein war dank des guten Abschneidens in der Regionalliga und der Erfolge im DFB-Pokal alles rosarot. Dann hat sich die sportliche Situation verschlechtert und wir haben mit Aufsichtsrat und mit Vorstand mehrfach kontrovers diskutiert.“ Trotz der sportlichen Talfahrt habe man im Gremium dem Vorstand einstimmig das Vertrauen ausgesprochen. „Es spricht für die Qualität der Vorstandsarbeit, wenn die Lizenz trotz aller wirtschaftlicher Zwänge, in denen sich auch und gerade ein Verein wie Eintracht Trier befindet, problemlos erteilt wurde“, unterstrich Natus.
Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand, der großen Wert auf die Meinung des als beratendes Gremium tätigen Aufsichtsrates lege, sei eng und vertrauensvoll, bekräftigte Natus. Um Abläufe zu verbessern, sollen „in gewissem Maße noch Dinge geändert und feinjustiert werden“, so Natus, ohne weiteren Beratungen im Aufsichtsrat vorgreifen zu wollen.
Im Rahmen der Pressekonferenz ließen die Vorstandsmitglieder durchblicken, dass es nun doch noch weitere Gespräche mit Unternehmer Michael Berger über eine mögliche Zusammenarbeit geben soll. „Klar ist aber auch, dass wir unserem höchsten Souverän, nämlich der Mitgliederversammlung, nicht vorgreifen können: Die von unseren Mitgliedern abgesegnete Satzung sieht nun einmal vor, dass der Vorstand nur drei Personen umfasst und eine vierte Position nur über den Aufsichtsrat entsendet wird.
Die Initiative einiger Fans (fordern eine außerordentliche Mitgliederversammlung) sieht Harry Thiele grundsätzlich positiv: „Es ist immer wichtig, wenn sich die Leute um den Verein Gedanken machen.“ Eine solche Versammlung einzuberufen, hält der Vorstand aber nicht für notwendig. Das Gesprächsangebot Richtung kritisch eingestellter Fans gilt aber in jedem Fall: Harry Thiele stellte einen Fanabend in Aussicht, bei dem sachlich über die Situation beim SVE diskutiert werden könne.
„Unser Motto `Eintracht macht stark´“ gilt weiter. Das sollten wir jetzt mehr denn je befolgen und gemeinsam den Weg nach vorne antreten“, betonte Harry Thiele.
Foto: Vorstand und Aufsichtsrat demonstrierten bei der Presskonferenz Einigkeit.
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