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Heimsieg! Doppelpack durch Salem

Eintracht Trier schlägt nach zuletzt sechs Pflichtspielen ohne Sieg den SV Waldhof Mannheim mit 2:1. Nachdem man zur Halbzeitpause nach einem Gegentreffer von Reule (23.) noch 0:1 in Rückstand gelegen hatte, konnte der SVE vor über 4000 Zuschauern im Moselstadion in der 2. Hälfte das Spiel Dank dem Doppeltorschützen Yannick Salem (70., 84.) noch drehen und sicherte sich verdient drei Punkte.

Ein sichtlich erleichterter Chef-Trainer, zufriedene, weil glückliche Fans, und – drei wichtige Punkte: Eintracht Trier ist am Samstag mit dem 2:1-Erfolg (0:1) im Südwest-Derby gegen Waldhof Mannheim ein erster kleiner Befreiungsschlag nach langer Durststrecke geglückt. Die Erleichterung war allenthalben spürbar – bei den Spielern ebenso wie bei Trainer und Fans. Entsprechend aufgekratzt gab sich Mario Basler nach der Begegnung, die seine Mannschaft letztlich mit Glück, aber keineswegs unverdient für sich entscheiden konnte: “Ich habe 15 Jahre lang als Spieler auf die Fresse gekriegt. Von daher kann ich ganz gut damit umgehen. Aber irgendwann ist einfach Schluss”, sagte der 40-Jähige im vollbesetzten VIP-Zelt zu der Szene, in der er während des Spiels einen hinter ihm sitzenden Fans mit dem Zeigefinger vor dem Mund Schweigen geboten hatte.

Mit der ersten Halbzeit war der Chef überhaupt nicht zufrieden. Im zweiten Durchgang habe sich sein Team so präsentiert wie von ihm erwartet – mit Kampf und Leidenschaft. Baslers Pendant auf Mannheimer Seite, Walter Pradt, haderte vor allem mit der mangelnden Chancenverwertung seiner Elf. Den Unmut der Zuhörer zog sich Pradt zu, als er konstatierte, seine Mannschaft sei auch in der zweiten Halbzeit besser gewesen.

Zum ersten Mal verzichtete Basler gegen den Waldhof auf die bisher vom ihm bevorzugte Defensiv-Variante mit zwei „Sechsern“ vor der eigenen Viererkette. Dafür erhöhte Basler das Offensiv-Potenzial seines Teams. Neben Wilko Risser agierte der Torschütze von Mönchengladbach, Yannick Salem, im Sturm. Sahr Senesie kehrte nach überstandener Wadenverletzung als offensiver Antreiber zurück ins Mittelfeld der Blau-Schwarzen. Defensiv setze Basler auf Nicolas Fernandes vor der Abwehr. Der Franzose sollte als Staubsauger das Spiel der Kurpfälzer unterbinden. In der Kette standen Josef Cinar und Kevin Lacroix zentral, Michael Dingels sowie Martin Wagner auf den Außenpositionen. Schulz und Reinhard durften sich zusätzlich im Mittelfeld versuchen.

Das Konstrukt funktionierte zumindest in der Anfangsphase recht erfolgreich. Außer einem harmlosen Schuss durch Daniel Reule lag die Offensive der Waldhöfer bei strömendem Regen im Moselstadion auf Eis. Bis zur 23. Minute – dann war es wieder einmal passiert. Erst lässt sich Reinhard auf der linken Abwehrseite von zwei Mannheimern austanzen. Die Flanke von Giuseppe Burgio segelt unbehelligt von Freund und Feind bis auf den langen Pfosten, wo Reule den Ball freistehend annehmen kann. Sein Schuss wird von Cinar noch abgefälscht – Kronholm ist machtlos. Das 0:1 war überraschend, aber keineswegs unverdient, weil der Waldhof durch die weitaus konstruktivere Spielanlage beeindruckte.

Der Rückstand verunsicherte die Eintracht zusätzlich. Zerfahren wirkten die Aktionen der Moselstädter. Keine durchdachten Aktionen – Genosse Zufall sollte helfen. Senesie ein Schatten seiner selbst, Salem überhaupt nicht im Spiel, Risser hing in der Luft oder fiel nur durch seine Versuche auf, Freistöße zu schinden. Reinhard leistete sich erneut Fehler im Aufbauspiel, die auch in seine Defensiv-Aktionen durchschlugen. Und die Eintracht hatte Glück! In der 33. Minute hätte das 2:0 für den Waldhof fallen müssen. Doch Patrick Haag und Burgio überbieten sich nacheinander im Auslassen ihrer hochkarätigen Chancen aus kürzester Distanz. Zwei Minuten zuvor hatte Salem nach Brustablage von Risser die erste echte Chance für den SVE. Doch der Schuss des Kongolesen strich knapp am Pfosten vorbei. Rissers große Möglichkeit in der 45. Minute beendete eine erschreckend schwache erste Halbzeit der Eintracht. Zwischen Salems Schuss und Rissers Kopfball nach Schulz-Freistoß lagen Krampf und Zufall – mehr nicht.

Kurz vor der Pause hatte Max Bachl-Staudinger den erneut verletzten Fernandes ersetzt; nach dem Wechsel kam Andreas Anicic für den schwachen Reinhard. Doch auch dadurch änderte sich an der Durchschlagskraft im Trierer Spiel nichts. Die Änderungen verpufften ebenso wirkungslos wie Baslers Maßnahme in der ersten Halbzeit, Reinhard in die Abwehrreihe zu ziehen und dafür Wagner mehr Freiheiten im Spiel nach vorne zu gewähren. Die Konsequenz folgte fast auf dem Fuß. Haag läuft in der 53. Minute nach Lacroix-Fehler allein aufs Tor zu, verzieht jedoch leichtfertig.

Erst als Tim Eckstein den völlig neben sich stehenden Senesie ersetzte, konnte sich die Eintracht ein Übergewicht erarbeiten. Jetzt kam Zug ins Spiel, die Aktionen wurden durchdachter und dadurch auch zwingender. Sichtbarer Lohn für die Bemühungen: Cinar setzt die Kugel nach Anicic-Vorlage an den Pfosten. Das erste Ausrufezeichen der Trierer. Vier Minuten später dann endlich der lang ersehnte Torjubel im Moselstadion. Pass von Cinar, doppelter Doppelpass auf der rechten Seite zwischen Schulz und Dingels, der mustergültig auf den langen Pfosten flankt, von wo aus Salem den Ball mit der Stirn zum 1:1 über die Linie drückt.

Jetzt ist die Eintracht erwacht, die Fans sind da – echte Derbystimmung an der Mosel. Eckstein reißt das Spiel an sich. Der 18-Jährige ist Dreh- und Angelpunkt im offensiven Mittelfeld des SVE, fordert die Bälle, verteilt sie. Ecksteins Beispiel motiviert auch seine Nebenleute. Kampf und Leidenschaft sind zurück im Spiel der Blau-Schwarzen. Fast scheint es, als sei eine Schleuse geöffnet. Plötzlich läuft der Ball im Spiel des SVE – die Zuspiele kommen an, Kombinationen gelingen. Und immer wieder Eckstein. Er hat das Spiel längst an sich gerissen. Er drückt dem Geschehen auf dem Platz jetzt seinen Stempel auf. 84. Minute: Wieder Eckstein, diesmal über links. Der 18-Jährige geht durch bis auf die Grundlinie, sein Pass in den Rücken der Mannheimer Abwehr findet Salem. Und der Kongolese ist eiskalt. Ohne Nerven zirkelt er die Kugel ins lange Eck. Das erlösende, weil längst überfällige und jetzt auch verdiente 2:1 für Trier.

Sechs Minuten Bangen – dann war es vollbracht. Der Waldhof war zu konsterniert, um das Spiel noch einmal drehen zu können. Keine Aktion der Mannheimer mehr – der SVE verteidigte die Führung bis zum Schlusspfiff. Eckstein und Salem waren die prägenden Akteure in einer starken zweiten Halbzeit der Trierer. Als Senesie ging und Eckstein kam, kam auch die Wende und – der so sehnlich erhoffte Sieg nach Wochen der Tristesse.

Statistik

Eintracht Trier: Kronholm – Dingels, Lacroix, Cinar, Wagner – Reinhard (Anicic, 46.), Senesie (Eckstein, 57.), Fernandes (Bachl-Staduinger, 44.), Schulz – Salem, Risser

Waldhof Mannheim: Knödler – Kirschner, Hock, Schwall, Haag, Böcher, Jüllich, Reule, Szabo, Burgio (Laping, 81.), Reith (Kyei, 81.)

Schiedsrichter: Eduard Beitinger

Tore: 0:1 Reule (23.), 1:1 Salem (70.), 2:1 Salem (84.)

gelbe Karte: Reinhard, Dingels, Schulz, Cinar – Reule, Kyei

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