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RWE: Trainerwechsel, Etatlücke, zum Siegen verdammt

Mit Rot-Weiss Essen empfängt die Eintracht am Samstag, ab 14 Uhr, wieder einen echten Traditionsverein im Moselstadion Trier. In der aktuellen Situation des Vereins sind die Rot-Weißen nach verpatztem Saisonauftakt trotz oder gerade wegen einem (noch nicht vollständig gedecktem) Rekordetat auf Erfolge angewiesen und werden versuchen, sich drei Punkte in Trier zu erkämpfen. Dabei will sich die Mannschaft von der Unruhe im Umfeld nicht ablenken lassen.

Die Geschichte von Rot-Weiss Essen ist geprägt von Höhen und Tiefen, von Auf- und Abstiegskampf (unter anderem  drei Aufstiege in die Bundesliga), von Lizenzverweigerung, Lizenzentzug, knappen Lizenzerteilungen und Bundesligaskandalen, von Meisterschaften (1955 Deutscher Meister), Pokalsiegen (1953 DFB-Pokal) und Abstiegen – die Anhänger von RWE haben vieles schon miterlebt. Aber in den vergangenen Jahren kam es dann besonders hart für die RWE-Fans. Abstieg aus der zweiten Bundesliga, Verpassen der Qualifikation für die Dritte Liga, eine Katastrophensaison in der (viertklassigen) Regionalliga und in dieser Spielzeit ein verpatzter Saisonstart.

Und das erste Opfer des schlechten Auftakts der Rot-Weißen ist Thomas Strunz. Zunächst  2008 als sportlicher Leiter – mit einem Fünf-Jahres-Plan ausgestattet – installiert, übernahm Strunz nach der Trennung von Trainer Michael Kulm und dem 30-Tage-Verwantwortlichen Ernst Middendorp auch die Rolle des Teamchefs bei RWE. Trotz des ehrgeizigen Plans, der auch bei der Sponsorenakquise mit Strunz als Galionsfigur sehr offensiv verkauft wurde, und der Erwartung, endlich Nachhaltigkeit und Kontinuität in den Verein zu bringen, brach die 0:2-Niederlage gegen die Reserve des FC Köln und auch die damit verbundenen Schmähgesänge der Fans gegen seine Person Strunz als Teamchef endgültig das Genick. Unmittelbar nach dem Spiel entließ der Essener Vorstand Strunz aus allen Ämtern. Dass die Demission  ohne Rücksprache mit den anderen Gremien des Vereins vom Vorstand quasi als Alleingang durchgezogen wurde, stößt unter anderem dem Aufsichtsrat – hier sitzen Vertreter der Stadt Essen (die über ihre Töchter RWE unterstützt) und der Sponsoren – sauer auf. „Ich habe dem Vorstand noch einmal deutlich meine Missbilligung des Vorgangs ausgesprochen. … Da wurde gehandelt, ohne den Aufsichtsrat und die Sponsoren miteinzubeziehen. Das geht so nicht!” sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Brückenmeyer

Schlimmer noch, aufgrund einer Lücke im (hohen) Saisonetat – kolportiert wird ein Fehlbetrag von rund zwei Millionen Euro –  wird gar ein (Zwangs-)abstieg in die fünfte Liga mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen. Die Deckungslücke soll durch neue Sponsorengelder geschlossen werden. Gelder, die aufzutreiben mit steigendem Erfolg einfacher werden sollte. Auch aus diesem Grund ist Rot-Weiss Essen auf Siege angewiesen, will man weiterhin bessere Aussichten für die Zukunft des Vereins, und damit Investitionen von Gönnern in dieselbe, verkaufen und damit Gelder generieren.

Als Nachfolger für Strunz an der Seitenlinie wurden (vorübergehend?) Ralf Außem und Uwe Erkenbrecher zwei (Assitenz-)Trainer aus den eigenen Reihen gesetzt. Und das Trainerduo konnte auch schon erste Erfolge verzeichnen. Einem 1:1-Unentschieden in Worms konnte die Mannschaft zuhause gegen Elversberg ihren zweiten Heimsieg nach dem Auftaktmatch gegen Kaiserslautern (3:0) feiern. Dass der Sieg weniger erspielt,  denn erkämpft wurde, wird im Umfeld des Vereins zwar etwas kritisch gesehen und der Blick geht schon wieder Richtung Tabellenspitze, aber Interimstrainer Erkenbrecher  relativiert: „Wir müssen doch mal die Kirche im Dorf lassen. Es wäre fatal, wenn wir jetzt schon wieder alle in der Tabelle nach oben blicken würden. Das waren auch nur drei Punkte, nicht mehr und nicht weniger. Wir sollten weiterhin von Spiel zu Spiel schauen und unser Ding durchziehen. Wir müssen uns immer wieder den Erfolg neu erarbeiten und die Aufgabe zunächst kämpferisch lösen. Der spielerische Glanz kommt dann irgendwann von ganz allein, wenn wir erfolgreich sind.”

Und Kapitän Herzig weiß, dass RWE nachlegen muss. „Die Stimmung kann ganz schnell wieder umschwenken, wenn wir das nächste Spiel verlieren. Doch ich bin überzeugt, dass wir mit dieser Einstellung auch in Trier gewinnen können.”  Essen wird auf jeden Fall heiß auf die Partie sein und unbedingt einen Sieg einfahren. Aber die Eintracht spielt mal wieder gegen eine erste Mannschaft im heimischen Moselstadion….

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