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Ein Fixpunkt für die Eintracht-Anhänger

FanprojektzweiEine feste Anlaufstelle für die jugendlichen Eintracht-Fans, eine Verbindungsstelle zwischen Verein, Anhängern und Polizei – aber auch und vor allem ein Fixpunkt, wenn es um Gewalt- und Suchtprävention und den Abbau extremistischer Orientierungen geht: Das sind einige der wesentlichen Elemente des Fanprojekts Trier, was bei einer Pressekonferenz am heutigen Mittwoch Morgen im Balkensaal des Exzellenzhauses vis-á-vis des Moselstadions offiziell vorgestellt wurde.

Zum 1. Juli hat das Fanprojekt unter Betreuung des Jugend- und Kulturzentrums Exzellenzhaus e.V. mit dem 30-jährigen Diplom-Sozialwissenschaftler Dominik Boulanger (im Bild links) als Leiter und dem aus dem gleichen Fachgebiet stammenden Mitarbeiter Thomas Endres (31), seine Arbeit bereits aufgenommen. Die Räumlichkeiten von später einmal insgesamt 160 Quadratmetern in der Metternichstraße 38 in der Nähe des früheren Milchhofes in Trier-Nord werden derzeit von den beiden Fanprojekt-Betreuern und einer stattlichen Anzahl von Eintracht-Fans – fast Abend für Abend sind zwischen fünf und 15 Freiwillige im Einsatz – auf Vordermann gebracht. „Mitte bis Ende September sind die Räumlichkeiten dann regelmäßig geöffnet“, kündigt Dominik Boulanger an. Der Fantreff soll an zwei Tagen in der Woche zwischen 16 und 22 Uhr sowie bei Heimspielen als Treffpunkt dienen.

Im Fantreff gibt es dann Tischfußball, Kicker und eine Dartscheibe, es kann aber auch einfach nur „abgehangen“ werden. Hier können die Eintracht-Fans aber auch Choreographien für die nächsten Spiele vorbereiten. „Jederzeit stehen wir  bei privaten, schulischen oder beruflichen Problemen mit Rat und Tat zur Seite“, versichert Thomas Endres, der in den vergangenen Monaten wichtige Aufbauarbeit beim Fanprojekt geleistet hat.

Die Notwendigkeit, auch in Trier ein Fanprojekt zu initiieren (inzwischen gibt es in Deutschland 46 davon, das erste wurde vor 25 Jahren in Bremen geschaffen), wurde schon im November 2007 in einem Gespräch zwischen Vertretern von Polizei, Ministerium, der Eintracht, der Anhängerschaft und des Ex-Hauses deutlich; rechtsradikale Einflüsse waren und sind bei einem kleinen Teil des Fan-Umfeldes erkennbar. Diese Tendenzen einzudämmen und gerade bei den nachwachsenden Fans entsprechend gegen zu steuern, ist einer der wichtigen Ziele des Fanprojekts, dessen Kosten pro Jahr in Höhe von 84.000 Euro sich zu je einem Drittel der Deutsche Fußball-Bund, das Land Rheinland-Pfalz und Stadt sowie der Landkreis Trier-Saarburg aufteilen. Für den kommunalen Anteil – die finanziellen Schwierigkeiten der Stadt sind hinlänglich bekannt – springt komplett die Sparkasse Trier ein.

Bis das Konzept ausgearbeitet, die Finanzierung sicher gestellt und Räumlichkeiten gefunden wurden, sollte noch einige Zeit vergehen. Umso mehr angetan waren bei der Pressekonferenz alle Beteiligten, dass das Fanprojekt nun richtig anlaufen kann. „Es geht darum, jungen Menschen Hilfestellungen zu geben, sie zu unterstützen, Perspektiven zu schaffen – gemeinsam mit den übrigen Netzwerkern“, betonte Bürgermeister Georg Bernarding bei der Pressekonferenz und unterstrich noch einmal: „Ohne die Sparkasse wäre das ganze so nicht möglich.“ Stefan Christmann vom Ministerium des Innern und Sport des Landes Rheinland-Pfalz sagte: „Im Fanprojekt ist jeder Euro gut angelegt. Hier geht es um die Basis. Die Folgekosten nachher zu tragen, wird ungleich teurer. In Vertretung des Sicherheitsbeauftragten Helmut Spahn vertrat Martin Spitzl den DFB. Er betonte: „Fanprojekte werden in jenen Spielorten mit Tradition und Fankultur aufgebaut. Es ist eine ideale Ergänzung zu den übrigen Maßnahmen, mit der Fanszene zusammen zu arbeiten.“ Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte in Frankfurt stellte in seinen Ausführungen klar: „Fußballfans sind keine Schmuddelkinder. Sie haben eine Kultur mit Emotionen und Kreativität. Das soll gefördert werden.“ Polizeidirektor Helmut Stüber sicherte Hilfe zu, wenn immer sie gebraucht wird: „Wir kommen gerne und beraten oder stellen Referenten zu einzelnen Themen oder Fragen.“ Wie wichtig das Fanprojekt auch für die Eintracht ist, machte Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi deutlich: „Wir sind froh, dass jetzt der Startschuss fällt. Ich bin überzeugt davon, dass unsere Fans diese Einrichtung dankend annehmen.“ Hilger Hoffmann, der Leiter des Exzellenzhauses e.V. versicherte zum Abschluss: „Solange die Finanzierung sicher gestellt ist, versprechen wir, für eine gute fachliche Arbeit des Fanprojekts Sorge zu tragen.“

Weitere Infos zum Fanprojekt hier: http://www.eintracht-trier.com/fans/fanclubs

Die Öffnungszeiten und das Datum der offiziellen Eröffnung werden in nächster Zeit bekannt gegeben. Bei Fragen und Anregungen kann unter fanprojekt@exhaus.de gerne Kontakt aufgenommen werden.

 

Zu den Personen: Dominik Boulanger ist 30 Jahre alt, wuchs in Essen auf und erlebte die „Faszination Fußball“ in jungen Jahren auf den Rängen des Stadions an der Hafenstraße. Er hat an der Uni Duisburg-Essen Sozialwissenschaften studiert und legte sein Praxissemester beim Fanprojekt Bremen ab. Aktiv war er in der Bezirksliga Essen beim SC Werden-Heidhausen. Seit Anfang August ist er in Trier und leitet mit einer ganzen Stelle das Fanprojekt.

Thomas Endres ist 31 Jahre alt, stammt aus Ammeldingen an der Our (Eifelkreis Bitburg-Prüm) und spielte früher bis in den Seniorenbereich hinein bei der SG Geichlingen. Er hat an der Uni Trier Politik, VWL und Soziologie studiert und in dieser Zeit auch zahlreiche Erlebnisse im Moselstadion sammeln können – besonders gerne erinnert er sich an die Pokalsensationen Ende der neunziger Jahre, bei denen er live dabei war.

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